Ersatzpalast I & II
Inv. Nr.: P1634
Eigenschaften
Werkgruppe: Performance
Jahr: 1986
Beschreibung: Kutscher: "Der Ersatzpalast ist 1986 während der Buchmesse entstanden. Die Buchmesse als geballtes Kultur- und Medienereignis ist der zeitliche Anlass gewesen, der direktere Bezug ist die Konfrontation mit der Situation in Frankfurt: Ich habe mir gesagt, wenn man solche Bauten, solche Paläste hat, dann ist es mal ganz schön, einen Akzent dagegen zu etzen...Ich habe die Form der Pflastermalerei gewählt und auch den Ort, an dem die Pflastermaler in einem kleinen Karree zugelassen sind. Ich habe allerdings die ganze U -Bahn -Ebene als Bodenfläche genommen. Gezeichnet habe ich etwas, das sich einem Grundriss eines imaginären Palastes annähert, den man sich dort vorstellen kann" Der Palast entstand zweimal. Einmal ohne Publikum und ohne Erlaubnis der Stadt, um 4 Uhr morgens. Der zweite wurde tagsüber erstellt und durch Video dokumentiert. Der Sound kam aus einem Kassettenrecorder. Von einem Endlosband ertönten Hundebefehle. Dazu lief der Liederzyklus "Die Winterreise" von Schubert. Kutscher zeichnete den Grundriss des imaginären Ersatzpalastes als Pflastermalerei mit weisser Kreide. Zuvor suchte er Wasser mit einer Wünschelrute und orientierte sich mit einem Kompass. Der Weg der drei Federn wurde durch in den Wind geworfene Federn aufgezeigt. Energieräume wurden mit Kerzen angelegt. Seifenblasen wurden geblasen, fixiert und gemalt. (Himmelswege) Die neu entstandenen Räume wurden symbolisch betitelt: u.a. "Tor der Lauterkeit", "Paradiesgarten", "Königliche Tafelrunde". Dort endete die Performance (gemalter weisser Kreis). Dort wurden zwei Flaschen Wein aufgemacht, Becher hingestellt, Brot hingelegt, Servietten dazu: Die Speisung der 5000. Eine poetische und zeitkritische, flüchtige Bodenmalerei, vor dem Hintergrund einer unwirtlichen Umgebung.
Ausstellung: U-Bahnstation Theaterplatz Frankfurt, B-Ebene, Frankfurt/M. 1986
Bibliographie: Roemer und Pelizaeus Museum, Die Beschaffenheit des Augenblicks (Katalog), Hildesheim 1987. Elisabeth Jappe, Performance Ritual Prozess, München 1993